Auf dem Euro Data Forum sprach Bettel sich für eine Erneuerung der Gesetze aus
Source : Lëtzebuerger Journal
Publication date : 11/17/2015
Luxemburg will eine Reform des Datenschutzgesetzes, das noch aus den 90er Jahren stammt. Das sagte Premier Xavier Bettel auf dem „European Data Forum“ (EDF), das gestern und heute auf Kirchberg stattfindet. Das EDF bringt Industrie, Politik, Forschung und kleine und mittlere Unternehmen zusammen, um Themen rund um Big Data zu diskutieren. Die Themen reichen von Geschäftsmodellen über Innovationen bis hin zu gesellschaftlichen Herausforderungen. Rund 900 Gäste hören dabei Rednern wie dem EU-Kommissar Günther Oettinger, Premier Bettel oder Staatssekretär Marc Hansen zu. Auch Andrus Ansip, Vizepräsident der EU-Kommission und als Kommissar zuständig für den Digitalen Binnenmarkt, war zur Gast.
Vertrauen wichtig
Der ehemalige Ministerpräsident der Republik Estland und jetzige EU-Kommissar forderte eine einheitlichen Datenmarkt. „Das ist wichtig. Daten können die Produktion effizienter, Autos sicherer und Lernen erfolgreicher machen.“ Ansip betonte jedoch, dass trotz des Erfolgs von Big Data noch Fragen blieben wie Missbrauch, die Nutzung von Datenanalysen für die Gesundheit oder der Preis des Zugangs. „Vertrauen ist alles“, gab sich Ansip überzeugt. „Deshalb sollten die Europäer den Datenrahmen kontrollieren können.“ Er sprach sich für einen Datenaustausch mit den USA aus. Dafür aber sei die freie Zirkulation von Daten in Europa Voraussetzung. „Wenn die Individuen mehr Freiheit hätten, könnten sie Provider oder Gesundheitsdienstleister aussuchen.“ Dann sei auch mehr Wirtschaftswachstum möglich.
Daten-Gesetze bearbeiten
„Als Gesetzgeber müssen wir bessere Möglichkeiten zur Datenbehandlung und -aufbewahrung in der EU schaffen“, gab Ansip sich überzeugt. Er kann sich auch vorstellen, Daten, die Lastwagen ohnehin schon erheben, für Themen wie Straßenbau oder Verkehrsfunk zu nutzen.
Im Rahmen der EU hat sich der Digitalkommissar sechs Ziele gesetzt (siehe Kasten), die er durchsetzen will. „Es gibt einen Bedarf für den Umgang mit Daten. Aber es gib zu viel Zögerliche und Ängstliche“, bedauerte Ansip.
Praktische Ansätze
Fälle aus der Praxis schilderte Nobert Gaus, bei Siemens für den Bereich Forschung verantwortlich und Executive Vice President der Siemens AG Corporate Technology. „Daten von Windparks können bei der Leistungsabgabe mit Wettervorhersage und dem absehbaren Verbrauch kombiniert werden. Wenn einer meiner Kunden so ein Prozent Umsatz mehr macht, ist das schon sehr viel.“
Gabriel Crean, CEO des Luxemburg Institute of Science and Technology (LIST) betonte, dass Europa gut aufpassen müsse, damit China es bei der Datenfrage nicht abhängt.
Die Anschläge in Paris hatten auch Einfluss auf das Euro Data Forum. Der sichtlich bewegte Premierminister bat um eine Schweigeminute.
CORDELIA CHATON