Parlamentarische Anfrage von Gilles Baum
Source : De Letzeburger Bauer
Publication date : 01/27/2017
In einer parlamentarischen Anfrage vom 14. Dezember 2016 an Landwirtschaftsminister Etgen befasst sich der Abgeordnete Gilles Baum mit der ESCA-Krankheit im Weinbau, eine Krankheit, die in den letzten Jahren auch in Luxemburg aufgetreten ist. Die Pilzkrankheit ESCA sei eine der ältesten Krankheiten an Weinreben, heißt es in der ministeriellen Antwort. ESCA sei schon seit der Zeit der Griechen und Römer bekannt; der Befall habe in den letzten Jahrzehnten weltweit stark zugenommen. Auch in den Luxemburger Weinbergen komme die Krankheit vermehrt zum Vorschein. Zuerst wurde eine limitierte Erkrankung hauptsächlich bei älteren Reben von mehr als 20 Jahren und der Rebsorte Rivaner festgestellt. Doch in den vergangenen Jahren trat die Krankheit auch bei jüngeren Reben und anderen Rebsorten auf. Das Weinbauinstitut schätzt, dass derzeit zwischen 5% und 10% der Weinreben in Luxemburg von dieser Pilzkrankheit befallen sind.
Bei der ESCA-Krankheit unterscheidet man zwei Verlaufsformen mit unterschiedlichen Symptomen. Bei akutem Krankheitsverlauf kann der gesamte Stock plötzlich absterben (Apoplexie); bei der chronischen Form überdauern die Stöcke oft mehrere Jahre, ohne vollständig abzusterben. Die Symptome sind größtenteils an den Blättern zu erkennen. Die Symptome der Apoplexie treten oft nach starken Witterungswechseln auf, da diese für die Reben erhebliche Stresssituationen bedeuten. Die Symptome können sich unterschiedlich entwickeln, beziehungsweise für eine Zeit verschwinden und später wiedererscheinen. Die Tatsache, dass die Krankheit vorhanden, aber nicht immer sichtbar ist, macht es schwierig, das genaue Ausmaß zu bewerten.
Eine direkte Bekämpfung der Krankheit ist nicht möglich. Eine wichtige Maßnahme ist die Vernichtung erkrankter Rebstöcke, da diese Infektionsquellen darstellen. Um die weitere Ausbreitung der Krankheit zu verhindern, muss befallenes, mit Sporen belastetes Rebholz aus den Weinbergen entfernt und verbrannt werden.
Als ein äußerst wichtiges Präventionsinstrument erweist sich der Winterschnitt. Große Schnittwunden an älteren Reben sollen vermieden werden, um die Infektionsstellen für den ESCA-Pilz zu minimieren. Sie trocknen auch aus und stören den Saftfluss im älteren Holz. Der Rebschnitt soll möglichst wundarm vorgenommen werden. Dabei spricht man von einem „sanften Rebschnitt".
Derzeit gibt es keine chemischen Bekämpfungsverfahren gegen die ESCA-Krankheit im Weinberg. Allerdings scheinen Pilze der Gattung Trichoderma als Antagonist gegen die Besiedlung durch Schadpilze zu schützen. Nach Jahren der Forschung ist ein natürliches Produkt auf Basis von Trichoderma seit 2016 auf dem Markt. Dieses Produkt hat vielversprechende Ergebnisse in vielen Tests ergeben. Es wird beabsichtigt, präventiv kurz vor dem Knospenschwellen in den Weinbergen zu spritzen. Die Zulassung des Produkts für Luxemburg ist in Arbeit.
Wegen der aktuellen Lage der ESCA-Krankheit empfiehlt das Weinbauinstitut die Vorbeugungsmaßnahmen zu beachten, um die Ausweitung der Krankheit zu verhindern. Das Holz der betroffenen Reben muss vollständig aus den Weinbergen entfernt und durch Feuer zerstört werden. Die verschiedenen Pilze können sehr lange in den Rebstöcken überleben und Infektionsmöglichkeiten bieten. Laut Weinbauinstitut besteht eine Beziehung zwischen „Stress" der Reben und der Entwicklung von ESCA. Zu den Stressfaktoren zählen Wasserstress von jungen Reben, ein zu hoher Ertrag oder eine unausgeglichene Düngung. Das Weinbauinstitut experimentiert mit verschiedenen Systemen des Rebschnitts in den Versuchsweinbergen, um festzustellen, welche Maßnahme einen Einfluss auf die Ausbreitung der Krankheit hat. Es handelt sich dabei um das Konzept des sogenannten „Sanften Rebschnitts", um die Wunden im Altholz zu minimieren. Diese Arbeiten erfolgen in Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum LIST (Luxemburg Institute of Science and Technology) sowie mit deutschen und französischen Forschungsinstituten. In Ausarbeitung steht ebenfalls ein Projekt, um mit Hilfe von Drohnen die Krankheit und deren Auswirkungen in den luxemburgischen Weinbergen feststellen zu können.