Fachkonferenz im Rahmen des Projekts EFFO - Effiziente Fruchtfolgen

Am vergangenen Freitag fand im Festsaal der Ackerbauschule in Ettelbruck die erste Fachkonferenz im Rahmen des EFFO-Projektes statt. Thema des Tages waren alternative Anbautechniken im integrierten Rapsanbau.

Source : De Letzeburger Bauer
Publication date : 03/11/2016

 

Alternativer Anbau von Raps

Als erster Redner kam Dr. Michael Eickermann vom LIST auf die Bedeutung alternativer Kulturtechniken im Rapsanbau in Luxemburg zu sprechen. Die Rapskultur macht im luxemburgischen Ackerbau 4.196 ha, sprich 15% der Ackerfläche aus. So kann man auch auf einer von Dr. Eickermann gezeigten Karte deutliche Rapsanbaugebiete erkennen, in denen unter Umständen Schädlingsprobleme akuter werden könnten. Vorteile der Rapskultur sind die Wichtigkeit in der Fruchtfolge, Sicherheit in den Erträgen, eine lange Bodenbedeckung und der Raps als Trachtquelle für Bienen und andere Bestäuber. Als Nachteile kann man die Intensivität der Kultur zählen, mit einer hohen Anzahl an PSM-Applikationen und die Gefahr der Ausschwemmung von Pflanzenschutzmitteln (PS M) und deren Metaboliten, womit auch der Wasserschutz in den Vordergrund rückt. Dies führt zu einem starken Imageproblern der Kultur.

Ein Auslöser war sicherlich der Unfall mit der Pflanzenschutzspritze im September 2014 in der Grenzregion Belgien/Luxemburg, bei dem eine Metazachlor-Spritzbrühe von 6.000 Litern ausgelaufen ist und später Spuren dieses Herbizids im Stausee gefunden wurden. Daraufhin wurde im Januar 2015 die Anwendung von Metazachlor in WSG verboten und in den übrigen Regionen stark reduziert.

Kurzfristige Lösungsansätze dieses Problems sind ein veränderter Herbizideinsatz, mit anderen Wirkstoffen wie zum Beispiel Clomazon statt Metazachlor, und die Erprobung neuer Kulturtechniken im Rapsanbau, um so den Rapsanbau landesweit nachhaltiger zu gestalten. Langfristig versucht man neue Kulturfrüchte, die den Raps ersetzen könnten, in die Luxemburger Landwirtschaft zu integrieren. Eine weitere Möglichkeit wäre der Anbau von Clearfield-Raps, von dem Dr. Eickermann aber nicht überzeugt ist. Hierbei handelt es sich um ein Package aus herbizid-resistenter Rapssorte und einem Herbizidmix aus den Wirkstoffen Metazachlor, Quinmerac und Imazamox. Dieses Verfahren ist allerdings mit einer Reihe von Problemen verbunden, wie zum Beipiel der Clearfield-Raps in den Folgekulturen und die Gefahr der Verschleppung.

Eine alternative Anbautechnik stellt die weite Reihe mit 25, 50, oder 75 cm Reihenabstand dar. Bei größerem Reihenabstand hat man die Möglichkeit, eine mechanische Unkrautbekämpfung mit der Hacke durchzuführen, evtl. in Kombination mit einer Bandspritzung. Nebenbei würden die Mineralisierungsbedingungen steigen durch eine gute Belüftung des Bodens. Bei diesem Verfahren müßte man die Pflanzendichte reduzieren, um die Konkurrenz in der Reihe nicht zu groß werden zu lassen. Alles in allem könnte man hier PSM, Mineraldünger und Saatgut einsparen.

Eine eher etwas unpassendere Variante für Luxemburg wäre der Bioraps. wozu europaweit seit einigen Jahren Versuche laufen. Die Erträge sind hierbei doch sehr schwankend. Hinzu kommt, daß wir in Luxemburg einen zu hohen Druck von Schädlingen wie Glanzkäfer, Erdfloh und Schotenschädlingen haben. Von daher wäre hier eher eine Trapcropping-Variante möglich. Hierzu wurde im Jahr 2010 bereits auf dem Versuchsfeld in Everlingen ein Versuch angelegt.

Als neue Kulturpflanzen werden im EFFO-Projekt zwei neue Kulturfrüchte erprobt. Es sind dies Leindotter und Öllein.

Das EFFO-Projekt

In einem weiteren Vortrag beschrieb Alain Majerus von der Landwirtschaftskammer das Projekt und kam auf den Stand der Arbeiten zu sprechen. Dieses Projekt ist ein Forschungsprojekt für den nachhaltigen Wasser- und Bodenschutz sowie für mehr Biodiversität. Die Ziele sind die Erarbeitung von Lösungsansätzen zur Reduzierung der Gewässerbelastung durch Pflanzenschutzmittelrückstände (Metazachlor), die Optimierung des Rapsanbaus im Hinblick auf einen reduzierten Herbizideinsatz und die Prävention gegen Erosion und Verbesserung der Artenvielfalt. Zur Methodik: Es wurde eine Literaturrecherche durch das LIST durchgeführt, an drei sensiblen Standorten wurden Feldversuche angelegt in Kombination mit Öffentlichkeitsarbeit und Beratung der Landwirte. Der Versuch ist ausgelegt auf eine fünfgliedrige Fruchtfolge.

Acht alternative Anbautechniken wurden in den Feldversuchen angelegt. Zum einen gibt es eine Kontrollvariante mit Metazachlor als Herbizid, daneben ein integrierter Anbau mit alternativen Wirkstoffen, das Weite-Reihe-Verfahren, ökologischer Rapsanbau. mechanische Unkrautbekämpfung, den Colza-associé (mit Kleeuntersaat) sowie Öllein und Leindotter. Zu den ersten drei Varianten ist zu sagen, daß die Schädlingsbekämpfung nach dem Schad schwellen prinzip erfolgt, genau wie bei den Variante Colza-associé und mechanische Unkrautbekämpfung.

EFFO steht für effiziente Fruchtfolgen. Demnach sollen in den fünf Versuchsjahren auch fünfgliedrige Fruchtfolgen ausprobiert werden. Diese soll aus den Gliedern Silomais, Winterweizen, Sommererbsen, Winterraps resp. Öllein/Leindotter und Wintergerste bestehen.

Anschließend gab Alain Majerus noch einen Überblick über die getätigten Arbeiten und den Stand der Kultur an den verschiedenen Standorten.

Variante Colza-associé

Im Anschluß an die beiden Vorträge aus Luxemburg war es Maxime Merchier von Greenotec aus Belgien, welcher Versuchsresultate aus dem Colza-associe- Versuch aus Belgien vorstellte.

Angefangen bei der Saat ist es laut Herrn Merchier besonders wichtig, den Colza-associé nicht zu spät zu säen. Eine Woche vor der standortüblichen Aussaat ist zu empfehlen. Bei der Aussaat von Raps zusammen mit Alexandrinerklee. welcher im Normalfall über Winter abfriert, gibt es dem Redner zufolge keine Bedenken, was eine Entmischung in der Sämaschine angeht. Er rät auch nicht, den Klee und den Raps in Linien auszusäen, sondern miteinander vermischt. Die Saatstärke des Rapses sollte gleich bleiben, und dazu sollte man 20 kg Alexandrinerklee je ha aussäen.

Die Unkrautbekämpfung erfolgte im Versuch mit 1,7 l/ha Butisan Gold im Vorauflauf. Weil im Winter 2014/2015 lediglich bis zu -5°C gemessen wurden, fror der Alexandrinerklee nicht ab und man mußte im Frühjahr nochmals mit Matrigon nachbehandeln.

Neben der unkrautunterdrückenden Wirkung hat der Alexandrinerklee als Mischpartner auch noch die positive Wirkung, daß der Ertrag gesteigert werden konnte im Vergleich zur Kontrollvariante. Eine Weizenkultur nach einem Colza-associé konnte von dieser Anbautechnik ebenfalls profitieren.

Auch der nächste Redner, Claude Bodson, belgischer Landwirt, konnte die positiven Eindrücke des Colza-associé aus der Praxis bestätigen. Im Gegensatz zu den Versuchen führte er die Unkrautbekämpfung mit Kerb durch, und nicht mit Butisan Gold. Ebenfalls säte er eine Mischung aus Raps, Alexandrinerklee und Linsen aus, wobei auch hier der Klee nicht abgefroren war.

Durch die Beisaatvon Leguminosen rechnet Claude Bodson 25 bis 30 Einheiten Stickstoff an und kann so die Düngung des Rapses reduzieren. Ein positiver Nebeneffekt dieses Anbauverfahrens ist die Dränage des Bodens.

Erfahrungen in der Schweiz

Anschließend wurden uns drei Berichte zu Versuchen aus der Schweiz vorgetragen. Den Anfang machte Alexandra Schröder, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Amt für Landwirtschaft und Natur im Kanton Bern.

Warum Rapsuntersaat in der Schweiz? Zum einen dient die Untersaat wie auch bei den belgischen Kollegen als Bodenschutz im Herbst, soll zum Herbizidverzicht führen, Krankheiten und Schädlinge reduzieren und Nützlinge fördern. Als Untersaat wurde eine Mischung namens "Colza Fix" ausgesät. Diese beinhaltet Alexandrinerklee, Sommerwicken. Ramtillkraut, Buchweizen, Linsen und Platterbsen. Eine sehr interessante Variante des Rapsanbaus ist die Direktsaat in die Getreidestoppel gleich nach der Ernte der Vorfrucht.

Danach berichtete auch Thomas Steiner von der Fachstelle Pflanzenschutz Bern über alternative Rapsanbautechniken. Bei der mechanischen Unkrautbekämpfung gibt es drei Anbauvarianten. Bei 12 cm Reihenabstand ist eine gute Beschattung und Unkrautunterdrückung gewährleistet, während bei einem Abstand von 20 cm der Unkrautdruck meist nicht bewältigt werden kann. Bei 50 cm Reihenabstand ist wiederum das Hacken problemlos möglich.

Abschließend präsentierte Bertrand Wüthrich Experimente aus dem Biorapsanbau in der Schweiz aus den Jahren 2010 bis 2016. In 2015 wurden in der Schweiz 140 ha Bioraps angebaut, welche durchschnittlich einen Ertrag von 15 dt/ha erzielen. Das Hauptproblem im Bioraps in der Schweiz sind Schädlinge wie Erdfloh und Rapsglanzkäfer, welches zum Teil durch eine gute Düngung ausgeglichen werden kann, während mit Unkräutern bislang wenig Probleme registriert worden sind. Gedüngt wird der Raps in den Versuchen mit 15 t Mist vor der Saat und mit 1 t Hühnermist im Januar. Bei der Aussaat in 50 cm Reihenabstand wird die Saatstärke etwas hochgefahren, um Pflanzenverluste, die beim Hakken entstehen, zu kompensieren. Auch ein Reihenabstand von 75 cm wurde getestet, ist aber nicht weiterzuempfehlen.

(jv)

 

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