Am 30. April gaben sich der Naturschutzdachverband "natur&ëmwelt asbl" und "Greenpeace" bei einer Pressekonferenz, mit anschließender gemeinsamer Pressemitteilung, ein Stelldichein. Es war die zweite Pressekonferenz dieser Akteure in Sachen Bienensterben seit dem vergangenen Frühjahr, als unter dem Stichwort "Save the bees" eine ideologisch geprägte Kampagne lanciert worden war.
Source : De Letzeburger Bauer
Publication date : 05/15/2015
Zentrale Forderungen waren diesmal ein sofortiges Verbot von potentiell bienenschädigenden Insektiziden in Luxemburg und ein "Paradigmenwechsel" in der nationalen Agrarpolitik. Daß man Äpfel, Birnen und vielleicht noch Quitten mischt, um einen guten Apfelsaft zu erhalten, ist sicherlich statthaft. Daß man aber in Sachen Bienensterben in analoger Weise vorgeht, dabei Wahrheiten, Halbwahrheiten und Unwahrheiten mischt, um seine ideologischen Forderungen in die Öffentlichkeit zu tragen, ist es nicht. Zu kritisieren ist insbesondere, daß das Wort Varroa in der Pressemitteilung der drei obengenannten Akteure überhaupt nicht erwähnt wird, wobei die aus Ostasien eingeschleppte Varroamilbe die Hauptursache für die jährlichen Bienenverluste in der kalten Jahreszeit ist und auch hierzulande jedes Bienenvolk unter diesem Parasiten leidet. Wie vom Luxemburger Dachverband für Bienenzucht (FUAL) zu erfahren ist, haben die heimischen Imker im vergangenen Winter im Durchschnitt rund 22% ihrer Völker verloren.
Während manche- Imker kein einziges Bienenvolk verloren haben, muß wohl der bei der Pressekonferenz anwesende Bioimker, welcher 100% seiner Völker verloren hat, zu den sogenannten "statistischen Ausreißern" gezählt werden.
Erwähnt sei diesbezüglich, daß sich die FUAL beim Start der Save the bees-Kampagne von Greenpeace und Co. im vergangenen Jahr ausdrücklich von den dort getätigten Aussagen distanziert hat.
Doch wohl eher etwas anmaßend muß die eine oder andere in der Pressemitteilung getätigte Aussage gewertet werden. Würde etwa die Aussage bezüglich der politischen Dimension der im vergangenen Jahr startenden "Kampagne" (Wir zitieren: "Ein Erfolg der Kampagne war, daß die verantwortlichen Ministerien sich zur Überarbeitung des Nationalen Aktionsplans Pestizide bereiterklärten.") nur halbwegs zutreffen, würde dies jedenfalls den politisch Verantwortlichen nicht zum Ruhm gereichen. Es wäre allemal bedauerlich, wenn die Politik sich vor den Karren selbsternannter Experten spannen ließe oder aber sich einer einseitig orientierten ideologischen Sichtweise beugen würde, ohne reale Konzertation beispielsweise mit dem Imkerverband.
Daß EU-weit knapp ein Zehntel der Wildbienenarten vom Aussterben bedroht ist, mag niemand abstreiten. Daß das Imkereiwesen in Luxemburg, welches nun wohl die Talsohle durchschritten hat, schon bessere Tage sah, ebenfalls nicht.
Und daß es weiterhin Bedarf für eine verbesserte Zusammenarbeit von Imkern und Landwirten gibt, ist auch Fakt. Schließlich ist der Raps heutzutage für viele Imker eine der Haupttrachten. Brisant wird das Ganze erst, wenn man meint, man könne aus "Halbverdautem" allgemeine Schlußfolgerungen ziehen und es schließlich in politische Formen gießen. Daß die Zersiedlung der Landschaft einer der Hauptgründe für den Artenschwund und den Rückgang im Imkereiwesen ist, wird von den Initiatoren immerhin nicht unerwähnt gelassen. Vor allem die artenreichen Strukturelemente rund um die Ortschaften verschwinden im Zuge der ungehemmten Versieglung der Böden bzw. der ungebremsten Verstädterung mehr und mehr.
In den Aussagen vom naturiemwelt-Präsidenten, der einen "notwendigen Paradigmenwechsel" fordert, wird es schon um einiges deutlicher, woher der Wind weht: "Trotz öffentlichem Bekenntnis der politisch Verantwortlichen für den Bienenschutz und die ökologische Landwirtschaft fehlt es an beherztem Vorgehen." Wie sollte dieses "beherzte Vorgehen" denn wohl im Resultat aussehen. Wenn auf den konventionellen Rapsanbau wegen verschiedenster Verbote verzichtet würde, würden sich die Imker ins eigene Fleisch schneiden. Raps, heutzutage eine der wichtigsten Tracht pflanzen, dürfte sich im Bioanbau nämlich als äußerst schwierig gestalten.
Daß es auch anders geht, und zwar ganz ohne Zutun von natureemweit, Greenpeace und Co., beweisen einige Landwirte und Imker im Großherzogtum. Insektizideinsätze werden beispielsweise so terminiert, daß Honigbienen im Rapsfeld, die zvährend der Blüte am Feldrand untergebracht sind, nicht geschädigt werden können. Auch gibt es Landwirte, die Bienentracht -Kulturen gezielt mit einplanen bzw. ausgedehnte Ackerrand- und Blühstreifen anlegen.
Und auch über diese praktischen Beispiele hinaus greifen die Sensibilisierungsbemühungen seitens der Imker und der Landwirtschaftskammer. Die Landwirte sind sich der Problematik der Bienengefährdung beim Einsatz von Insektiziden durchaus bewußt. Ein Mehr an Zusammenarbeit und Vertrauensbildung - nicht nur, aber auch mit der Landwirtschaft-sind das Gebot der Stunde und nicht die ideologische Schlammschlacht ä la Greenpeace & Co.
Raps und Mais haben keinen negativen Einfluß Wie auf der Internetseite des Landwirtschaftsministeriums einzusehen ist, untersuchten im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums Forscher des Luxembourg Institute of Science and Technology (LIST) im Rahmen des Forschungsprojektes BeeFirst den Einfluß der Flächennutzung auf die winterlichen Bienenverluste in Luxemburg. Unter den 67 untersuchten landwirtschaftlichen Nutzungsarten standen wiederholt 12 verschiedene Kulturen im Zusammenhang mit höheren Verlusten, wie zum Beispiel Sommergetreidekulturen, so die einschlägige Mitteilung. Bei fünf Kulturen schien es einen positiven Einfluß zu geben. Entgegen oft geäußerten Befürchtungen konnten weder bei Raps noch bei Mais negative Einflüsse auf Anzahl der überlebenden Völker im Winter nachgewiesen werden. Auffallend war aber besonders, daß 36 nicht landwirtschaftliche Flächennutzungsformen, die zum Beispiel im Zusammenhang mit Transport, Industrie oder Freizeit stehen, mit schlechten Überwinterungserfolgen korrelierten. Diese Nutzungsklassen könnten also einen größeren Einfluß auf rezente Bienenverluste haben als bisher angenommen. Unterstrichen wird abschließend, daß die Ergebnisse rein rechnerische Zusammenhänge darstellen und Ursachen durch weitere Forschung ergründet werden müssen. |