Nach einer Reihe von tiefgreifenden Umbrüchen kommt die Forschungslandschaft
Source : Lëtzebuerger Journal
Publication date : 02/25/2016
Die Jahre 2014 und 2015 waren Jahre bedeutender Umbrüche in der hiesigen Forschungslandschaft. Während eine Reihe von Leistungsabkommen ("contrats de performance") zwischen dem Staat und den öffentlichen Forschungsinstituten, der Universität und dem "Fonds National de la Recherche" erneuert wurden, kam es vor allem zu einer grundlegenden Reform der öffentlichen Forschungseinrichtungen. Zum 1. Januar 2015 verschmolzen so das "Centre de Recherche Public Henri Tudor" und CRP Gabriel Lippmann zum "Luxembourg Institute of Science and Technology", CRP Santé und "Integrated Biobank of Luxembourg" zum "Luxembourg Institute of Health". Aus dem "Centre d'Etudes de Populations, de Pauvreté et de Politiques Socio-Economiques" wurde das "Luxembourg Institute of Socio-Economic Research". Auch der FNR wurde zum Teil reformiert und kann nun weitere Finanzierungsinstrumente anbieten.
Schmelztiegel Belval
2015 war geprägt von der Bündelung einer ganzen Reihe von Forschungskompetenzen auf dem Campus Belval, wo vor allem der Umzug von Teilen der Universität für eine Menge Betrieb sorgte. Die humanwissenschaftliche Fakultät verließ im Juli den Campus Walferdingen - der nun eine ganze Reihe von Instituten beherbergt, die sich eng mit dem Bildungssystem beschäftigen - bezog Quartier in der "Maison des Sciences Humaines". Dies nachdem die Uni -Verwaltung sich im neuen markanten Hauptquartier der jungen Universität installiert hatte. Die "Maison du Savoir" beherbergt auch den FNR und das "Institut Universitaire International du Luxembourg", das aus dem Schloss von Münsbach dorthin umzog.
Das mittlerweile aufgelöste "Centre Virtuel de la Connaissance de l'Europe" - das bis Juli zusammen mit dem "Centre d'etudes et de recherehes Robert Schuman", dem "Centre de documentation et de recherche sur la Resistance" und dem "Centre de documentation et de recherche sur l'Enrölement forc6" in ein interdisziplinäres "Institut d'Histoire du Temps Present" integriert werden soll -, das vorher im Sanemer Schloss untergebracht war, fand in der "Maison des Sciences Humaines" eine zeitweilige Bleibe.
Derweil zogen in der "Maison de l'Innovation" das LIST ein, Luxinnovation - die nationale Agentur für Innovation und Forschung und das "Centre de formation professionnelle continue Dr Robert Widong", das auf Weiterbildungen im Gesundheitsbereich spezialisiert ist. Der Campus Belval wird auch in den kommenden Jahren weiter wachsen: Mit Ausnahme von Teilen der Fakultät für Rechts-, Wirtschafts- und Finanzwissenschaften, die in der Hauptstadt verbleiben, wird die gesamte Uni bis 2019 nach Belval umgezogen sein. Quasi als Vorbote der wissenschaftlichen und technischen Fakultät ist das "Luxembourg Center for Systems Biomedicine" bereits seit September 2011 auf dem Campus etabliert. Die ehemalige Industriebrache, auf der und um die sich auch weitere Unternehmen ansiedeln werden, die Forschungbetreiben, ist längst das Emblem der luxemburgischen Forschungslandschaft geworden, die sich in den letzten 15 Jahren rasant entwickelt hat und mehr noch: Es ist das Symbol für den Übergang des Landes von der Industrie- zur Wissensgesellschaft.
Kritische Masse und Exzellenz
Die vorgenannten, tiefgreifenden und schnellen Änderungen - die natürlich nicht alle kritiklos über die Bühne gingen und gehen - haben vor allem auch zum Ziel, mehr Synergien in der öffentlichen Forschung anzuspornen, aber auch die Zusammenarbeit mit Privatunternehmen zu fördern. Eine der Empfehlungen des "OECD Reviews of Innovation Policy Luxembourg 2015", der im vergangenen April vorgestellt wurde (der erste war 2007 erstellt worden) und eine Menge von Pisten enthält, um die Position Luxemburgs als international anerkannter Forschungsstandort zu stärken. Vertiefte Kooperationen sind notwendig, sagt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit, aber auch eine klare Auswahl von Forschungsschwerpunkten, damit "kritische Masse" und "Exzellenz" mit internationaler Strahlkraft geschaffen werden kann.
BEIGEORDNETER HOCHSCHUL- UND FORSCHUNGSMINISTER MARC HANSEN "On track", um die Ziele zu erreichen Der beigeordnete Hochschul- und Forschungsminister Marc Hansen zeigt sich dem "Journal" gegenüber zuversichtlich, dass die Ziele in Sachen Forschung erreicht werden können. Zwischen 2,3 und 2,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts sollen bis dahin jährlich der Unterstützung der Forschung gewidmet sein. Zwischen 0,7 und 0,9 Prozent des BIP sollen auf den öffentlichen Sektor entfallen, "Wir sind heute diesbezüglich bei 0,6 Prozent und also relativ nah dran, Die Investitionen in Belval und die auf Kirchberg für die Uni kommen uns da zugute", sagt der DP-Politiker. Bei der besseren Verzahnung der Uni und den Forschungszentren sieht er noch "Luft nach oben". Das gleiche gilt für die verstärkte Zusammenarbeit zwischen öffentlicher und privater Forschung. Der FNR hat zwischenzeitlich mehr Instrumente parat, um das zu fördern, auch andere Ministerien wie etwa das Wirtschaftsministerium haben neue Finanzierungsmöglichkeiten ausgearbeitet. Als wichtige Signale für verstärkte "private public" Partnerschaften in der Forschung bezeichnet der delegierte Hochschul- und Forschungsminister etwa das "Luxembourq Centre of Logistics", für das im vergangenen November das "Massachusetts Institute of Technology" (MIT) gewonnen werden konnte, oder das "National Composite Centre - Luxembourg" am LIST, das dieses Jahr an den Start geht. Auch die "Luxembourg School of Finance" etwa werde so reorganisiert, dass sie noch näher an den Finanzakteuren dran ist. Zusatzfinanzierung Ob die Regierung für all diese Bemühungen mehr Gelder zur Verfügung stellt? Hansen weist darauf hin, dass bereits im Haushalt 2016 ein Zusatzpaket von zwölf Millionen Euro vorgesehen ist, um etwa den öffentlichen Einrichtungen zu helfen, Projekte wie das "Centre of Logistics" oder auch das IHTP zu schultern. Im März würden die Zusatzabkommen zu den entsprechenden Mehrjahresplänen abgeschlossen. Diese "contrats de performance" mit dem Geldgeber Staat laufen meist über vier Jahre, wurden in der Halbzeit - also letztes Jahr - unter die Lupe genommen und müssen 2017 wieder erneuert werden. "Zu dem Zeitpunkt müssen wir die Resultate der vorigen Abkommen intensiv prüfen und die notwendigen Neuausrichtungen vornehmen", erklärt Marc Hansen. Für ihn ist klar, dass die Bemühungen der Institutionen, an Drittmittel für die Forschung zu kommen - ob EU-Gelder oder Investitionen aus der Privatwirtschaft - verstärkt werden müssen. Insgesamt müsse der sozio-ökonomische Impakt der Forschung sich stärker bemerkbar machen, der Forschungsstandort müsse international sichtbarer und das Umfeld für hochrangige Forscher aus dem Ausland noch attraktiver werden. |
Chancen und Risiken So sieht die OECD das Luxemburger System zur Förderung von Innovation Strenghts • a high level of socio-economic development • an open economy, taking full advantage of its favourable location at the heart of Europe • a largely favourable regulatory environment and a responsive government • a dynamic and evolving research landscape • improved research system governance as a result of consolidation and well-designed performance contracts • a majority of firms routinely engaged in innovation • some strongly innovating MNEs • high-level recruitments that have boosted the research system's maturity and international visibility • strong research capabilities and links to socio-economic agendas in the University's interdisciplinary research centres • pockets of research strength in the CRPs, with good links to industry and professional practice • new research infrastructures, such as the Cite des Sciences in Belval, including teaching and research facilities and incubators Opportunities • develop a national innovation strategy to improve directionsetting and coordination in the national innovation system • improve horizontal co-ordination (between the Ministry for Higher Education and Research, the Ministry of the economy and the Ministry of Health) to promote policy , effectiveness • improve contribution of public research organisations to innovation • provide stronger incentives for accumulating innovation capabilities within firms and extending their ambition • provide better support for business innovation through more professional implementation and a move towards projectlevel appraisal and instrument-level evaluation • enhance integration with high-potential internationalinnovation networks, also beyond Europe • take full advantage of valorisation, e.g. by adopting a wider concept • see the Grande Region as an organising framework for policy initiatives that depend critically on proximity and critical mass (clusters, infrastructure, undergraduate programmes, etc.) • take advantage of the strong cluster emerging around the Biomedicallnitiative and the SnT Weakness • lack of a well-articulated strategy for directing innovation policy • occasional weak coherence and alignment between national priorities and those pursued by various actors • relatively low level of visibility and acknowledgement of Luxembourgish research actors at the global level • so me weaknesses in accumulating further innovation , capabilities and extending the reach and ambition of innovation in parts of the business sector • lack of critical mass of internationally excellent research, especially in CRPs • low levels of business R&D, concentrated in a limited number of big players • weak intensity of PPPs and collaborations, at least by other advanced-economy standards • relatively low participation in EU Framework Programmes compared to other advanced economies • lack of visibility of research performed in the University faculties • under-developed linkages between the University and CRPs Threats • lack of progress in economic diversification • stagnation or decrease of business R&D investments • inability to further expand the system for the longer term owing to stagnating public financial resources • research actors disconnected frorn the rest of the economy • lack of public understanding of the benefits of local spillovers arising from public research actors • increasing difficulty in attracting and retaining highly ski lied workers in the face of mounting global competition |
CLAUDE KARGER