Im Festsaal des Institut viti-vinicole fand am 18. Januar wieder der traditionelle Neujahrsempfang, besser bekannt als "Verre de I'amirie" statt. Zu diesem Anlass wurde nochmals auf das neue Jahr angestoßen und die Gelegenheit genutzt in einer geselligen Atmosphäre Neuigkeiten aus der Weinbranche auszutauschen. Unter den 300 eingeladenen Gästen befanden sich zahlreiche Vertreter aus dem Weinbausektor, Politiker, Mitarbeiter aus dem Agrarministerium, der Landwirtschaftskammer und anderen Gremien, ohne zu vergessen die Weinkönigin mit ihren Prinzessinnen.
Source : Alcovit
Publication date : 02/01/2016
Die Ansprache von IVV-Direktor Robert Ley
Der Direktor des Institut viti-vinicole, Robert Ley, hieß alle Gäste und Ehrengäste willkommen und nutzte noch einmal die Gelegenheit ein gutes und erfolgreiches Jahr zu wünschen. Anschließend zog er eine kleine Bilanz über das Weinjahr 2015, das von der Qualität alle Erwartungen erfüllte. Besonders organoleptisch stechen die Weine durch eine sehr komplexe Aromatik hervor. Die Quantität der Trauben liege, bedingt durch den heißen und trockenen Sommer, etwa 10 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt. Die heftigen Niederschläge kurz vor der Weinlese hätten gottseidank keine allzu negativen Konsequenzen auf die Qualität der Trauben gehabt.
Der Direktor des Weinbauinstitutes, Roby Ley, ging in seiner Rede vor allem auf die Herausforderungen für den Luxemburger Weinbausektor ein.
Anschließend widmete sich der Direktor dem wichtigen Thema des Weinmarketings. Der Verkauf des Weines werde zu einer zunehmenden Herausforderung auf einem Weinmarkt der sich durch mehr Angebot als Nachfrage kennzeichne. Die Analyse des Weltmarktes zeige ganz klar, dass in Europa die Wein produktion abnimmt, wohingegen die Weinbauländer wie USA, Südafrika, Chile und Neuseeland einen stetigen Zuwachs verbuchen. Auf der anderen Seite habe sich der weltweite Konsum von Wein in den letzten 10 Jahren mehr oder weniger mit 240 Millionen Hektolitern stabilisiert. Beim Konsumverhalten der einzelnen Länder kristallisieren sich jedoch unterschiedliche Konsum Tendenzen heraus, so der Direktor. So würden Länder wie USA, China, England und Russland eine klare Zunahme aufweisen, währenddessen in den größten weinbauproduzierenden Ländern wie Frankreich, Italien oder Spanien der Verbrauch zurückgehe. Daraus ergebe sich vor allem in Europa eine große Konkurrenzintensität.
Herr Ley griff in seiner Rede auf diese Marktanalyse zurück, um zu betonen, dass ein Land wie Luxemburg seine Wettbewerbsfahigkeit nur über den Weg der Qualität erhalten kann. Jedoch reiche es keineswegs in Richtung Qualität zu gehen, sondern es gehe vielmehr darum die richtige Qualität kostendeckend zu produzieren und erfolgreich zu vermarkten. Aus dieser Notwendigkeit heraus wurde 2015 das neue Qualitätsystem der Appellation d'origine protegee (AOP) für die Luxemburger Mosel geschaffen. Das Jahr 2016 müsse nun genutzt werden, um ein passendes Marketingkonzept zur AOP aufzustellen. In diesem Sinn wurde eine externe Studie beantragt, die die angemessenen Richtlinien für ein gemeinsames Marketing, sowie spezielle Strategien für die einzelnen Gruppierungen und Weinkategorien liefern soll.
Eine weitere Herausforderung, so Ley, stelle in Zukunft die Altersstruktur unserer Betriebe dar. Bei aktuell 324 Betrieben hätten die Betriebsleiter in 200 Betrieben mehr als 50 Jahre. Wenn die aktuelle Weinbergsfläche von 1.300 ha weiter beibehalten werden solle, dann muss für eine ausreichende Nachfolgegeneration gesorgt werden. Maßnahmen wie eine vereinfachte und staatlich unterstützte Installierung von Jungwinzern sind in diesem Zusammenhang von hoher Wichtigkeit. Trotz der Problematik einer immer älter werdenden Generation von Betriebsleitern unterstrich der Direktor, dass sich die junge Generation der Winzer eine sehr gute Ausbildung im Ausland verschafft und diese im Kontext von neuen Qualitätswegen in den heimischen Betrieben erfolgreich umsetzt.
Zum Schluss seiner Rede kam der Direktor noch kurz auf die Erfolgsstory des Crernant de Luxembourg zu sprechen, dessen Gesetzesgrundlage nun seit 25 Jahren besteht. Der jährliche Absatz habe von Anfang an eine stetig wachsende Tendenz gezeigt. Die mehr als zwei jahrzentlange Erfahrung mit diesem erfolgreichen Produkt gab dem Fonds Viticole den Anlass ein noch höherwertiges Produkt mit dem "Crémant Millesimé" ins Leben zu rufen.
Die Ansprache des Landwirtschaftsministers
Anschließend gab der Direktor das Wort an Landwirtschaftsminister Fernand Etgen weiter. Letzterer griff zunächst das bereits von Roben Ley angesprochene Thema Weinmarketing noch einmal auf und betonte, dass ein gemeinsames Marketing von Interesse für alle Weinakteure sei.
Aber nicht nur in der Weinvermarktung sei eine gemeinsame Vorgehensweise angebracht. Ihm persönlich sei es wichtig, dass derWeinbausektordie notwendigen Dienste und Strukturen bereitstelle, die die Weinbaubetriebe benötigen um sich langfristig entwikkeln zu können. Bei den Strukturen handele es sich um die Genossenschaften, die Vereinigung der Privatwinzer (OPVI) und bei den Diensten z.B. um die Beratung und das Weinlabor. Deshalb strebe er als Minister danach, die bestehenden Strukturen zu unterstützen. In diesem Kontext nutzte der Minister die Gelegenheit der Domaines Vinsmoselle sowie der Vereinigung der Privatwinzer (OPVI) alles Gute zu ihrem fünfzigjährigen Jubiläum zu wünschen.
Im zweiten Teil seiner Rede ging Fernand Etgen auf die Konsequenzen des Klimawandels für den Weinbau ein Höre man auf die Klimaexperten, dann würden extreme Wetterbedingungen mit langanhaltenden Hitzeperioden, gefolgt von heftigen Niederschlagsereignissen, eher die Regel als die Ausnahme werden. Seit dem Anfang der Temperaturaufzeichnungen im Jahre 1947 erwies sich z.B. der Sommer 2015 als der zweitwärmste überhaupt. Im Kontext des Klimawandels erläuterte der Minister die Zusammenarbeit des Forschungsinstitutes LIST (Luxemburg Institute of Science and Technologies) und des Weinbauinstitutes in Bezug auf die Verarbeitung von phänologischen und meteorologischen Daten über die letzten 50 Jahre. Aus dieser Studie ginge hervor, dass ab den 2000-er Jahren die Rebsorte Pinot Gris immer eine optimale physiologische Reife erreichen konnte. In den siebziger und achtziger Jahren wäre dies hingegen viel seltener der Fall gewesen. Die Blütephase verschiebe sich ihrerseits zeitlich zunehmend nach vorne. Bedingt durch die angemessene Traubenreife gewinne natürlich später ebenfalls der Wein an Qualität, so Etgen. Doch leider fördere die wärmere Witterung aber auch die Ausbreitung von Pilzkrankheiten und Parasiten. Der Minister betonte, dass in diesem Kontext besonders die Beratung und die rasche Umsetzung des Wissens aus der Forschung in die Praxis von Bedeutung seien. Aus diesem Grund unterstütze die Regierung im Rahmen des neuen Agrargesetzes das Beratungswesen zu 80 Prozent.
Im dritten und letzten Teil seiner Rede kam der Landwirtschaftsminister noch auf einige Steuererleichterungen, sowie die staatliche Beitragserhöhung für die Hagel- und Frostschutzversicherung zu sprechen.
Schlussfolgernd betonte der Minister, dass das dringend erwartete Agrargesetz in den Startlöchern zur Abstim.mung in der Abgeordnetenkammer stehe. Auch wenn die gesamte Prozedur zu lange dauerte, so wies Fernand Etgen ganz klar daraufhin, dass auf nationaler Ebene noch kein Agrargesetz so schnell aufgestellt und derart zügig durch die Instanzen geleitet wurde wie dieses.
Abschließend wünschte der Minister allen Winzer und Winzerinnen ein gutes und erfolgreiches Weinjahr 2016. Daraufhin stießen alle eingeladenen Gäste mit ihrem Glas Crémant an und es konnte weiter in einer gemütlichen Atmosphäre über aktuelle Themen diskutiert werden.