Mit dem „House of Training“ hat gestern offiziell ein neuer Akteur den Markt für berufliche Weiterbildung in Luxemburg betreten. Auf den Weg gebracht wurde die Idee zwar bereits vor einem Jahr, doch nun legte die Einrichtung als unabhängige Stiftung einen Katalog mit 800 Kursen vor und stellte einen weiterer Gesellschafter in Aussicht.
Source : Luxemburger Wort
Date de publication : 17/11/2015
Das „House of Training“ wurde Ende 2014 auf Initiative der „Chambre de commerce“ und der ABBL geschaffen. In einer ersten Phase wurden lediglich die Bildungsangebote des „Institut de formation bancaire“ (IFBL) und der „Luxembourg School for Commerce“ (LSC) zusammengeführt. Inzwischen ist die Integration weiter fortgeschritten, und das „House of Training“ hat eine unabhängige gesellschaftliche Form als Stiftung mit Nico Binsfeld als eigenem CEO.
„Vor einem Jahr gab es zunächst eigentlich nur die Idee. D. h. man hat die Kataloge der bestehenden Organisationen genommen. Wir bekamen einen neuen Namen. Sonst passierte aber noch nichts. Erst im Laufe dieses Jahres haben wir die neuen Strukturen und die Stiftung als solche geschaffen“, so Nico Binsfeld im Gespräch mit dem „Luxemburger Wort“.
Ein eigener Business Manager für jeden Bildungspfeiler
Neben LSC und IFBL kommt nun bis zum Jahresende auch die „Agence de transfert de technologie financière“ (ATTF) als dritter Bildungspfeiler hinzu. „Die ATTF bekommt einen eigenen Pfeiler, weil das ein Business für sich ist. Gewissermaßen ein internationales Business, während das andere eher national ist. Die sind aber nicht Aktionär. Die ATTF ist im Moment ein Public Private Partnership – eine S.A. Die wird aufgelöst. Es erfolgt ein Unternehmenstransfer mit den Mitarbeitern zu uns“, so Binsfeld.
Jeder der drei Bildungspfeiler verfügt über einen eigenen Business Manager: Werner Eckes für das IFBL, Muriel Morbé für die LSC und Ben Lyon für die ATTF. Sie bilden zusammen mit CEO Nico Binsfeld das Management Board des „House of Training“.
Handwerkskammer soll dritte Gesellschafterin werden
Die „Chambre des métiers“ hat derweil ihr prinzipielles Einverständnis signalisiert, sich der Einrichtung anzuschließen, d. h. als dritte Gesellschafterin neben Handelskammer und Bankenvereinigung sowie mit einem eigenen, vierten Bildungspfeiler für das Handwerk. „Es gibt eine grundsätzliche Übereinkunft, dass die Handwerkskammer als dritte Gesellschafterin zur Stiftung hinzustößt. Wenn die ,Chambre des métiers‘ das tut, wird es auch einen weiteren Pfeiler mit einem eigenen Business Manager geben. Über eine Konsultativkommission wird dann eruiert, was die Bedürfnisse der Branche sind“, so Tom Wirion, Generaldirektor der Handwerkskammer, gegenüber dieser Zeitung.
Die besagten Konsultativkommissionen spielen in der Struktur des „House of Training“ generell eine wichtige Rolle. Sie sollen für alle Bildungspfeiler sicherstellen, dass die Nähe zur Branche gewährleistet wird, damit sich das Angebot in die richtige Richtung entwickelt. Bislang gibt es derartige Kommissionen nur für die Pfeiler IFBL und LSC.
Des Weiteren geht das „House of Training“ Kooperationen ein, wie z. B. mit dem „Ordre des architectes et des ingénieurs-conseils“ (OAI), dem „Luxembourg Institute of Science and Technology“ (List) und der Energieagentur. „Das sind Partner, die wir in die drei bzw. zukünftig vier Bildungspfeiler integrieren“, so Nico Binsfeld. „Das sind Anbieter von Weiterbildungen, die wir in unsere Kataloge aufnehmen. Sie sind jedoch nicht an der Führung der Stiftung beteiligt und haben auch nicht das Volumen, um daraus einen eigenen Bildungspfeiler zu machen.“
Das „House of Training“ wird jedoch nicht nur berufliche Weiterbildungsangebote koordinieren, sondern auch selbst vorantreiben. Ein Beispiel dafür ist der ICT-Bereich, in dem es laut Binsfeld erhebliches Entwicklungspotenzial gibt. „Wir haben uns in den letzten Monaten umgehört und erfahren, dass ICT wirklich ein großes Problem ist. Da benötigen wir im Prinzip Kompetenzen auf allen Ebenen – sowohl Programmier als auch Netzwerkadministratoren. Aber auch Spezialisten für Bereiche wie Big Data, Cloud und Sicherheit.“ Man stehe in Gesprächen mit öffentlichen und privaten Akteuren, um ein Kompetenzzentrum für e-Skills auf die Beine zu stellen, so Binsfeld.
Weiterbildungskatalog 2016 in zwei Bänden vorgelegt
Das „House of Training“ hat gestern nun seinen Bildungskatalog 2016 mit 800 Kursen vorgestellt. Er umfasst zwei Bände: einen für den Finanz-, Banken-, Fonds- und Versicherungsbereich und einen zweiten für die Bereiche wie Handel, Bau, Gaststättengewerbe, Immobilien, Industrie, Logistik, Buchführung, Recht oder ICT. In diesem Band finden sich auch bereits Kurse, die z. B. in Kooperation mit dem List, oder der Handwerkskammer angeboten werden.
ANDREAS ADAM