Erster Luxemburger PIWI-Tag war voller Erfolg

Vorteile dieser widerstandsfähigen Sorten standen im Mittelpunkt

Source : De Letzeburger Bauer
Date de publication : 15/11/2024

 

Kürzlich fand der erste Luxemburger PIWI-Tag im Institut viti-vinicole (IVV) in Remich statt. Gemeinsam mit dem Luxembourg Institute of Science and Technology (LIST) organisierte das IVV zum ersten Mal einen internationalen Informationstag zu Eigenschaften, Vor- und Nachteilen sowie Vermarktungsstrategien für neue, pilzwiderstandsfähige Rebsorten (PIWis). Beim PIWI-Tag wurden Chancen und Risiken des Anbaus aufgezeigt und die anwesenden Winzer auf den letzten Stand der Entwicklungen gebracht. Aber auch das Thema Vermarktung kam bei der Veranstaltung nicht zu kurz. 

Der erste PIWI-Tag fand in Anwesenheit von Weinbauministerin Martine Hansen statt. In ihrer Ansprache betonte sie den Aktualitätscharakter der Thematik. Seit Jahren hätten, so die Ministerin, die PIWis immer mehr -an Aufmerksamkeit gewonnen. Insbesondere ein Jahr wie 2024, das sehr stark durch Pilzkrankheiten geprägt war, habe gezeigt, dass Weinbau komplett ohne Pflanzenschutz in unserer Region unrealistisch sei, und dass es Sinn mache, den Anbau von neuen pilzwiderstandsfähigen Sorten voranzutreiben und weiter zu erforschen. 

Martine Hansen unterstrich weiterhin, die Behandlungsfrequenz bei PIWis sei im Vergleich zu traditionellen Sorten stark reduziert - sie lag in diesem Jahr in den Versuchsweinbergen des IVV bei knapp einem Siebtel. Somit stellten die PIWis einen wichtigen Baustein unseres nachhaltigen Weinbaus dar. Die Ministerin hob zudem das positive Signal der PIWis im Zusammenhang mit dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln hervor. Dass die neuen Sorten auch im Keller sehr viel Potenzial haben, sei ein wichtiger, für die Vermarktung unerlässlicher Aspekt, so die Ministerin. Da sich allerdings die Anbaufläche von PIWis an der Luxemburger Mosel immer noch unter der 1-Prozent-Hürde bewege, sei sehr viel Spielraum nach oben. Ein gesunder Mix aus traditionellen und pilzwiderstandsfähigen Rebsorten könne mit Sicherheit helfen, den Weinbau hierzulande langfristig abzusichern und zukunftsorientiert zu gestalten, so die Weinbauministerin abschließend. 

Resultate einer Verbraucherstudie 

In einer Reihe von Fachvorträgen erläuterten Experten die Thematik. Gergely Szolnoki von der Hochschule Geisenheim sprach über die Akzeptanz von PIWI-Rebsorten entlang der Wertschöpfungskette und stellte Ergebnisse einer Verbraucherstudie und Marktanalyse vor. Szolnoki über die Problematik der Namensgebung: “Der Otto-Normalverbraucher findet allein schon die Worte Pilz und Widerstand befremdlich, er fühlt sich nicht angesprochen.” Szolnokis Befragung bei Winzern und dem Handel hat zutage gebracht, dass der Begriff “nachhaltige Rebsorten” viel besser ankommt. 

Christopher Simon vom IVV machte eine Bestandsaufnahme der PIWI-Sorten auf den Versuchsflächen in Remich und Marco Beyer, Krishna Heilemann und Daniel Molitor vom LIST gingen auf das Forschungsprojekt PIWI3 und seine ersten Ergebnisse ein. Bei dem auf drei Jahre (2023-25) laufenden Projekt geht es darum, die beim IVV angepflanzten PIWl-Sorten agronomisch, wirtschaftlich und ökologisch darzustellen. 

Bei pilzwiderstandsfähigen Rebsorten wie Calardis blanc, Solaris, Cabernet blanc oder Satin noir handelt es sich um moderne Kreuzungen von europäischen Vitis Vinifera-Reben mit resistenten Vinifera-Arten. Ein Prozess, der insgesamt pro Rebsorte mehr als 15 Jahre in Anspruch nimmt. Bei erfolgreicher Genehmigung neuer PIWis gewinnt die Winzerschaft Rebsorten, die geschmacklich verschieden zu den traditionellen Sorten sind, jedoch Toleranzen gegenüber den hier typischen Pilzkrankheiten aufweisen. 

Dies hilft der Winzerschaft, in erster Linie gesunde Pflanzen sowie Trauben zu verarbeiten. Ein weitreichender Vorteil, der der Winzerschaft im Kampf gegen den Klimawandel unterstützt. Erste PIWis waren geschmacklich weit davon entfernt, gute Weine hervorzubringen. Hoher Aufwand in der Forschung und Entwicklung dieser Rebsorten führt aber zu mittlerweile tollen Qualitäten in Trauben sowie in Weinen aus PIWI-Reben. 

Seit 1992 am Weinbauinstitut IVV

Bereits 1992 pflanzte das IVV erste PIWis in Luxemburg an. Seither entwickelte sich das IVV zu einem Vorreiter im Anbau von PIWis. Aktuell stehen 20 PIWI-Sorten in Remich. 

Weitere sechs Sorten wurden aufgrund von Nicht-Eignung in hiesigen klimatischen Bedingungen wieder entfernt. Die Untersuchung der PIWis in Zusammenarbeit mit dem LIST ist weitreichend und beinhaltet die Analyse hinsichtlich aller typischen Pilzkrankheiten, der klimatischen Anpassungsaffinität, Schäden durch tierische Schädlinge, Anfälligkeiten gegen Sonnenbrand, Ertrag, Qualität und vieles mehr. Bei ausreichendem Ertrag wird jede PIWI-Sorte sortenrein ausgebaut und kann von der Winzerschaft und weiteren Interessierten am IVV verkostet werden. 

Vorteile für die Herstellung von Weinen aus PIWI-Trauben gibt es auf ökologischer Ebene durch den reduzierten Pflanzenschutzbedarf oder die Anpassungsfähigkeit der Reben an durch den Klimawandel geschuldete meteorologisch veränderte Situationen (insbesondere höhere Temperaturen und mehr Luftfeuchte), aber auch auf wirtschaftlichem Niveau durch die Einsparung von Betriebsmitteln. 

Doch es gibt auch Hürden und Herausforderungen: in erster Linie die Vermarktung der neuen Rebsorten. Neben agronomisch-technischen Aspekten standen beim PIWI-Tag ganz besonders die Strategien zur Vermarktung auf dem Programm. Corinne Kox stellte die 3-Länder-PIWI-Initiative. “VISION MOSEL” im Rahmen einer aufschlussreichen Präsentation mit Verkostung vor und die Winzerin Eva Vollmer aus Rheinhessen zeigte mit ihrem Projekt “Zukunftsweine”, wie mit viel Pioniergeist versucht wird, die PIWis populärer zu machen. 

Rund 120 Besucher aus Luxemburg und der Großregion ·füllten den Saal am IVV und sorgten für einen spannenden Austausch zwischen Winzern, Tourismusverbänden und Forschungsinstituten, so dass der erste PIWI-Tag zu einem vollen Erfolg wurde.

Christopher Simon und Marc Fiedler 

 

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