Luxemburg mit Japan auf dem Mond

Vor gerade mal 13 Monaten hatte Wirtschaftsminister Etienne Schneider angekündigt, ins Geschäft mit dem Abbau von Rohstoffen im Weltall einsteigen zu wollen. Zwei Unternehmen aus den USA haben sich bereits in Luxemburg niedergelassen. Nun gesellt sich noch eine Firma aus Japan hinzu.

Source : Tageblatt
Date de publication : 03/03/2017

 

Im Jahr 2007 hatte der US-Konzern Google einen Wettbewerb namens „Lunar X-Prize“ ausgeschrieben. Zu gewinnen gibt es rund 20 Millionen Dollar. Das Preisgeld erhält das private Unternehmen, das als erstes einen Rover zum Mond bringt, dort mindestens eine Strecke von 500 Metern zurücklegt und ein Video zur Erde zurückschickt. Mit dem Preis will Google private Raumflugaktivitäten fördern.

Von den mehr als 30 Unternehmen, die anfangs ihre Kandidatur für den Wettbewerb abgegeben hatten, sind mittlerweile nur noch fünf übrig. Als aussichtsreichster Kandidat gilt das japanische Start-up iSpace.

Und gerade dieses Unternehmen hat am gestrigen Donnerstag angekündigt, seine Europazentrale in Luxemburg aufzubauen. Es wird sich im neuen Firmeninkubator des Luxemburger Anlagenbauers Paul Wurth ansiedeln. Die entsprechenden Absichtserklärungen wurden gestern unterzeichnet.

Suche nach Wasser auf dem Erdtrabanten

iSpace ist noch ein junges und kleines Unternehmen. Es wachse aber rasant, wie Gründer und Geschäftsführer Takeshi Hakamada im Rahmen einer Pressekonferenz erklärte. Letztes Jahr zählte es zehn Mitarbeiter – dieses Jahr bereits 20. Und das Wachstum soll sich weiter fortsetzen. So sollen beispielsweise eine Reihe Ingenieure und Verkäufer in Luxemburg eingestellt werden. Am 28. Dezember 2017 soll es so weit sein. Dann soll eine indische Rakete den vier Kilogramm schweren Rover in den Weltraum befördern.

Doch das Unternehmen hat nicht nur den Preis von Google im Visier. Dies sieht man bei iSpace nur als einen ersten Schritt. In der Folge ist geplant, eine ganze Flotte von Rovers auf den Mond zu schicken. Diese sollen dann die Oberfläche analysieren und vor allem nach gefrorenem Wasser suchen. Bis 2020 hofft man, genügend Daten gesammelt und einen Transportweg zur Erde erschlossen zu haben.

Der Mond als Sprungbrett

In einer dritten Phase, ab 2030, will man Rohstoffe auf dem Mond abbauen, lagern, verarbeiten und abtransportieren können. Alles nach dem Motto der Firma: „Eine neue Ära schaffen, wo die Menschen im Weltraum leben können.“ Daher müsste eine wirtschaftliche Aktivität im Weltraum aufgebaut werden. Den Mond sieht Takeshi Hakamada als „Sprungbrett“ für eine weitere Erforschung des Weltraums.

„Vor letztem Jahr wussten die Mitarbeiter von iSpace nicht viel über Luxemburg“, so Takeshi Hakamada. Doch dann habe die Ankündigung von Wirtschaftsminister Etienne Schneider „hohe Wellen“ geschlagen.

Um den Weg nach Luxemburg zu vereinfachen, erhält iSpace 0,5 Millionen Euro vom Luxemburger Staat, um in Forschung und Entwicklung zu investieren.

Geplant ist unter anderem, gemeinsam mit dem Luxemburger Forschungszentrum List einen kleinen Massenspektrometer zu bauen, der in die Rover integriert werden kann. Das List-Team von Tom Witz hat bereits Erfahrung in diesem Bereich gesammelt und wird diese nun gemeinsam mit dem gesammelten Fachwissen von iSpace nutzen. Es gehe darum, den Massenspektrometer „so klein und so leicht wie möglich zu gestalten“, erklärte er.

Das Forschungszentrum List ist an zehn weiteren Projekten der Europäischen Weltraumagentur ESA beteiligt. Aber auch eine Zusammenarbeit mit vielen anderen Luxemburger Unternehmen steht für iSpace auf dem Plan.

Die SES beispielsweise hat Erfahrung mit Kommunikation im Weltraum; Paul Wurth hat Erfahrung beim Bau von Produktionsanlagen auf der Erde – und erhofft sich neue Erkenntnisse, Synergien und Geschäfte für die Zukunft.

Aus Science-Fiction wird Realität

Selbst über einen Absatzmarkt für das Wasser vom Mond hat man sich in Japan bereits Gedanken gemacht. Ein Kunde könnte die Weltraumagentur der Vereinigten Arabischen Emirate sein – sie benötigt Wasser, um Treibstoff für ihre künftigen Raketen herzustellen. Eine weitere Möglichkeit wäre Treibstoff, um die Lebensdauer von Satelliten im Weltraum zu verlängern – eine Art mobile Tankstelle im All.

Wirtschaftsminister Etienne Schneider zeigte sich überaus glücklich darüber, dass nun eine dritte neue Firma aus dem Bereich Weltraum nach Luxemburg kommt. Er erinnert daran, dass „bisher nur Japan es fertiggebracht hat, Material von Asteroiden auf die Erde zurückzubringen“. Mitte April will er nach Japan reisen, um sich mit der dortigen Regierung über den Abbau von Ressourcen im Weltraum auszutauschen. In der Woche davor wird er – mit dem gleichen Ziel – die Westküste der USA besuchen.

Auch unterstrich er, dass es immer weniger Menschen gebe, die das Luxemburger Weltraum-Projekt skeptisch betrachteten. „Wer hätte gedacht, dass Luxemburg noch dieses Jahr an einer Mond-Mission beteiligt sein würde?“ Mit Takeshi Hakamada hat er bereits abgesprochen, dass auch das neue Luxemburger Logo „Let’s make it happen“ seinen Platz auf dem Rover finden soll.

Das „große Geschäft“ erwartet der Minister jedoch erst in der fernen Zukunft. Und diese Zukunft bereite man nun vor. „Wir haben das Geld und die Zeit, um den Sektor zu entwickeln. Wir bauen einen Mikrokosmos auf. Wenn es so weit ist, wollen wir bereit sein.“

Weltweit verfügen nur die USA und Luxemburg über ein Gesetz, das Rahmenbedingungen festlegt, unter denen private Unternehmen im Weltraum arbeiten können.

Christian Muller

 

Partager cette page :