Viti-Forst dient auch dem Wissenstransfer

LIST-Wissenschaftler Daniel Molitor legt den Fokus auf das Mikroklima

Source : De Letzeburger Bauer
Date de publication : 11/04/2025

 

Herr Molitor, was lässt sich zu den Rahmenbedingungen für das Projekt Viti-Forst hervorheben? 

Mit Viti-Forst wird ein Bottom-up-Ansatz verfolgt, d.h. dass die Initiative in diesem konkreten Fall von Corinne Kox ausgegangen ist und wir von Seiten des LIST mit wissenschaftlichen Methoden die Fragestellungen beantworten wollen. Da geht es insbesondere um die mikroklimatischen Effekte. Die Untersuchungen laufen in einem bestehenden Weinberg der Domaine L&R Kox, in der verschiedene Baumarten gepflanzt wurden. Bei diesem EIP-Projekt, das vom Landwirtschaftsministerium gefördert wird, haben wir nur ein begrenztes Budget. 

Wird das LIST alle zu untersuchenden Parameter abdecken? 

Nein, die Bonituren von Krankheitseffekten, aber auch von Reifeverlauf und Ertrag, sollen zusammen mit Corinne Kox durchgeführt werden. Das LIST hat die Wetterstationen installiert, die von LIST-Kollegen gewartet werden. Es soll ein Vergleich gezogen werden: was passiert im Bereich unter den Bäumen und was im baumfreien Bereich. Das LIST wird auch die Wetterdaten analysieren. 

Welche klimatischen und welche allgemeinen Effekte werden erwartet? 

Es wird mehrere Effekte geben. Was ich als die beiden Hauptgründe für Viti-Forst sehen würde, wäre zum einen die erhöhte Biodiversität, zum anderen der Beschattungseffekt, durch den wir eine längere Speicherung des Bodenwassers ermöglichen und eine Reifeverzögerung durch niedrigere Temperaturen erwarten. Der letztgenannte Effekt kann u.U. positiv sein, er kann aber auch des Guten zu viel sein. 

Wir wollen beobachten, ob z.B. durch die Beschattung die Austrocknung langsamer ist und ob die Gefahr von Pilzkrankheiten zunimmt. Letzteres ist für mich eine relativ offene Frage. Nach den beiden Projektjahren sollen die Wetterstationen weiter bestehen bleiben, um sich hauptsächlich die mikroklimatischen Effekte anzuschauen. 

Momentan sind die Bäume noch relativ klein. Die Situation wird sich mit dem Größerwerden der Bäume verändern. Wir wollen jetzt einen Startpunkt setzen für die mikroklimatischen Beobachtungen. Ziel ist, dass dies auch nach Ende der Projektlaufzeit noch weiterverfolgt wird. Die Feststellungen, die wir in den beiden Projektjahren treffen, sind nicht unbedingt mit jenen identisch, die in 20 Jahren zu treffen sein werden, wenn die Baumkronen größer sein und wir einen stärkeren Schattenwurf haben werden. 

Mit dem gegenwärtigen Wissen möchten wir das System Viti-Forst noch nicht allgemein empfehlen und können auch noch keine Empfehlungen geben, welche Arten in Frage kommen. 

Erwarten Sie auch Auswirkungen auf den Reifeverlauf und die Weintypizität? 

Bezüglich Reifeverlauf und Weintypizität werden wir uns anschauen, welche Effekte durch die Beschattung erzielt werden. Wir werden vergleichende Reifemessungen in beschatteten und nicht beschatteten Bereichen durchführen, um zu sehen, ob es sich im Bereich von wenigen Grad Oechsle bewegt oder ob wir deutlich niedrigere Mostgewichte und deutlich spätere Reife haben werden. Das ist für mich eine offene Frage. 

Beim Auftreten von Pilzkrankheiten, wie Echter und Falscher Mehltau und eventuell Schwarzfäule, sollen diese auch mit erfasst werden. Während der Reifephase soll eine wöchentliche Fäulnisbonitur durchgeführt werden. Kommt es durch die längere Beschattung zu längeren Nässephasen, vielleicht auch zu Bedingungen, die pilzliche Schaderreger fördern? Das ist für mich ebenfalls eine offene Frage. 

Wann wird der Workshop zu Viti-Forst stattfinden? 

Voraussichtlich im November 2025 wird es einen Viti-Forst-Tag mit externen Referenten geben. Aktuell ist geplant, dass diese Veranstaltung angelehnt wird an den Agro-Forst-Tag im Naturpark Our. Dann wäre es eine zweitägige Veranstaltung. Auf dem Viti-Forst-Tag geht es hauptsächlich um den Wissenstransfer in die heimische Praxis. Internationale Experten werden zu Wort kommen und es soll eingeordnet werden, ob die bislang gesammelten Erkenntnisse auch für die luxemburgischen Bedingungen gelten könnten. Es wird u.a. ein Viti-Forst-Projekt an der Saar vorgestellt. Ein südfranzösischer Winzer, der schon länger Viti-Forst betreibt, wird über seine Erfahrungen berichten.

Helmut Lui 

 

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