In den beiden vergangenen Wochen wurden die Ausführungen von Wenzerverband-Präsident Marc Weyer sowie der Herren Fernand Etgen, Serge Fischer und Alex Schmit thematisiert. Im dritten Teil geht es um die Ausführungen von IVV-Direktor Roby Ley bezüglich des Marketings für heimischen Wein, um ein Projekt zur Nutzung von Weintrester als erneuerbarer Energieträger sowie um einige weinbauliche Fachvorträge.
Source : De Letzeburger Bauer
Date de publication : 19/02/2016
Markt- und Marketingstudie für Luxemburger Weine
Im Rahmen des Weinbautages 2016 referierte Roby Ley, Direktor des Weinbauinstitutes, zur Entwicklung der Produktion und vor allem des Absatzes der hiesigen Weine und Crémants, dies mit Blick auf die derzeit in Ausarbeitung stehende Studie zum hiesigen Weinmarkt sowie zu eventuell notwendigen neuen Marketingstrategien.
In seinen Erklärungen unterstrich der IVV-Direktor eingangs, daß seit 1996 beim Absatz eine rückläufige Tendenz zu verzeichnen ist - von über 90.200 hl in den Jahren 1995/96 auf 59.200 hl in 2013/14. Wohl sei 2015 der Absatz wiederum auf über 67.500 hl angestiegen; ungewiß sei jedoch, ob damit eine dauerhafte Trendwende eingesetzt hat. Demgegenüber hat über die Jahre hindurch der Konsum von ausländischen Weißweinen stark zugenommen - von weniger als 40.000 hl in 1995/96 auf mehr als 89.500 hl in 2013/14.
Somit werden heute hierzulande mehr ausländische als heimische Weißweine abgesetzt.
Der Verbrauch zeigt sich über die Jahre hindurch relativ stabil. Der ProKopf-Verbrauch hierzulande ist mit 50 l/Jahr hoch, wobei fast die Hälfte des Weines von den sogenannten regelmäßigen Konsumenten, d.h. Konsumenten, die ein paar Mal die Woche Wein trinken, konsumiert wird. Es ist auch dies ein wichtiger Faktor, der bei der Ausarbeitung neuer Marketingstrategien zu beachten ist.
Wichtig ist auch, die demographische Entwicklung im Auge zu behalten - die Bevölkerung hierzulande steigt jährlich um etwa 10.000 Einwohner - gleichzeitig nimmt der Anteil der Ausländer an der Bevölkerung ständig zu. Demzufolge bedarf es dringend neuer Strategien, um die ausländischen Mitbewohner anzusprechen und ihnen die Luxemburger Weine näherzubringen.
Absatz und Konsum beim Crémant zeigen weiterhin eine steigende tendenz - die Zahl der verkauften collerettes ist von 227.850 im Jahr 1991 auf 2.922.950 in 2014 bzw. 2.476.720 in 2015 gestiegen. Manches deutet darauf hin, daß sich der Sättigungsgrenze hierzulande genähert wird.
Deshalb ist es wichtig, zusätzliche Absatzmöglichkeiten im Ausland zu erschließen oder aber in einen Verdrängungswettbewerb einzusteigen, was allerdings sehr kostspielig ist. Beim Cremant wurde bislang ein Absatzwachstum von rund 2% jährlich verzeichnet - weltweit wird bei den Vins mousseux ein Wachstum von 4% festgestellt. Demnach erscheint es sinnvoll, auch die Markt- und Marketingstrategien in bezug auf den Cremant zu überdenken.
22,2% der Luxemburger Wein- und Cremanterzeugung entfielen 2015 bei einer Erzeugung von 83.559 hl auf die Cremants, 4% auf die Vins Mousseux und 73,8% auf stille Weine, wovon sich mehr als 50% in die Kategorie der Einstiegsweine situieren. Die Spitzenweißweine sind, so die Einschätzung des IVV-Direktors, leicht zu vermarkten, wobei auch des Verhältnis Qualität/Preis stimmt
Hauptabsatzmärkte für die hiesigen Weine sind Belgien, Deutschland und Luxemburg; es sind dies auch Märkte mit hoher Kaufkraft. Für Roby Ley fehlen hierzulande die Weine in der mittleren Qualitätsstufe, insbesondere wenn es darum geht, neue Märkte zu erschließen. Es gelte demnach für diese mittleren Weine insgesamt eine neue Strategie aufzubauen, wobei auch klar definiert werden muß, mit welchem Produkt man auf welchen Markt gehen will.
Bei der Ausarbeitung neuer Marketingstrategien muß auch berücksichtigt werden, daß zur Zeit 60% der hiesigen Weine über den Groß- und Einzelhandel abgesetzt werden. Auch hier gilt es, neue Wege zu erschließen bzw. zu intensivieren, u.a. den Direktverkauf.
Demnächst wird das Studienbüro Ernst & Young ihr Konzept betreffend neue Markt- und Marketingstrategien vorlegen. Dasselbe wird gemeinsam mit allen implizierten Akteuren zu diskutieren und umzusetzen sein, so Roby Ley abschließend.
Im Anschluß an die Ausführungen von IVV-Direktor Robert Ley stellte Marc Wilmes (Marc Wilmes Design S.a r.l.) die neu gestaltete Internetseite www.vins-cremants.lu vor. Der neue viersprachige Auftritt erlaubt das sogenannte Scrollen und schnelles Navigieren. Er beinhaltet u.a. Extrabereiche zur AOP sowie zum Weintourismus. Von der Technik her wurde der Auftritt so flexibel angelegt, daß er nicht nur zuhause am PC oder Mac, sondern gleichermaßen auf dem Smartphone und dem Tablet genutzt werden kann.
Energetische Nutzung von Traubentrester
Im folgenden war es der Klimaberater der Gemeinde Wormeldingen, Guillaume Schmit, der über ein Projekt zur energetischen Nutzung von Traubentrester referierte. Der Klimaberater erwähnte eingangs, daß diese Thematik im Kontext mit dem Klimapakt gesehen werden muß und Traubentrester einen bedeutenden Beitrag zu den Klimapaktzielen in den vier Gemeinden Wormeldange, Stadtbredimus, Remich und Sehengen beisteuern kann. Das Potential für das Rohmaterial bezifferte er auf 2,5 t pro ha und Jahr. An der Luxemburger Mosel sind es potentiell rund 5.000 t Trester, zusammen mit der Nachbarregion in Deutschland (bis einschließlich Trierer Stadtgebiet) sind es sogar 12.000 t.
Im Oktober 2015 machte man eine Exkursion zu AgroScience in Neustadt, wo an Tresterpellets geforscht wird. Dort konnte man die Produktion dieser Pellets studieren. Zunächst wird der Rohtrester solange in Schneckenpressen gepreßt, bis der Wassergehalt von rund 71% auf 40% sinkt. Diese Prozedur wurde in Greiveldange bereits erfolgreich getestet. Das entstehende Material kann anschließend im Fahrsilo oder in Siloschläuchen bis zur Weiterverarbeitung gelagert werden. Der Preßsaft kann in einer Biogasanlage weiterverarbeitet werden. Der Pelletierung gehen eine thermische Entwässerung, eine Bearbeitung in der Hammermühle sowie eine Konditionierung voraus. Aus 5.000 t Trester entstehen schließlich rund 1.500 t Tresterpellets mit einem Feuchtegehalt von 10%. Der Redner erläuterte hierzu, daß diese Menge energetisch 750.000 l Heizöl entspricht, damit fast das Vierfache des Bedarfs der Gemeinde Wormeldingen. Die vier genannten Moselgemeinden könnten sich somit zu 100% auf erneuerbare Wärme und Warmwasser umstellen.
Guillaume Schmit stellte die GesamtInvestitionskosten verschiedener Verfahren zur Tresterpelletsproduktion sowie der Anteile einzelner Posten vergleichend vor. Mit 45-49% schlägt allein der größte Posten, der Bereich Grundstücke, Gebaude, Planung, zu Buche. Bei einer elektrischen Trestertrocknung ergeben sich demzufolge Gesamtinvestitionen von 1,46 Mio. Euro, bei einer Biomassetrocknung 1,58 Millionen Euro. Für die laufenden Kosten ergeben sich knapp 400.000 Euro. Eine weitere Alternative ist die, daß man mit einem Pelletsproduzenten zusammenarbeitet und auf eine eigene Anlage verzichtet.
Der Klimaberater rechnete vor, daß man je nach Verfahren mit Produktionskosten von 197-229 Euro pro Tonnerechnenkahn. Damit liegt man günstiger als mit zugekauften Holzpellets, die energetisch in etwa gleichwertig sind. Für die Energieerzeugungskosten ergeben sich rund 4 Cent pro kWh, womit man momentan bei Heizöl auch rechnen kann. Beim Heizölpreis von 2014 wären die Tresterpellets jedoch viel günstiger. Eine Alternative zu reinen Tresterpellets wäre eine Mischung aus Miscanthus und Traubentrester, womit die Abgaswerte bei der Verbrennung günstiger werden.
Als Vorteile nannte Guillaume Schmit u.a. die „Entsorgung" von Trester, die Schaffung von Arbeitsplätzen und die bessere Kalkulation der Energiekosten für die Gemeinden. Als Voraussetzungen gelten 40 Ar Grundstücksfläche, ein 100 m langes Fahrsilo, Abnahmeverträge mit Winzern/Kellereien und die entsprechende Transportlogistik.
In der anschließenden Diskussion merkte Marc Weyer an, daß es sich beim Trester keineswegs um Abfall, sondern um einen organischen Nährstoffträger handelt. Außerdem regte er die Schaffung eines Energiecenters an, bei der die Tresterpelletsproduktion mit einer Biogas- bzw. Biomasseanlage kombiniert wird, um Synergieeffekte zu erzielen.
Für das besagte Projekt geht die Gemeinde Wormeldingen von 2.500 Tonnen Trester von der Luxemburger Mosel aus, betonte Guillaume Schmit abschließend. Zwecks Kostensenkung könnte man sich auch ein Interregprojekt mit deutscher Beteiligung vorstellen.
Monitoring zur Kirschessigfliege und Bekämpfung
In einem weiteren Fachvortrag ging es um die Kirschessigfliege (abgekürzt KEF), die seit 2014 zu den potentiellen Schädlingen im heimischen Weinbau zählt. Mareike Schultz vom Institut viti-vinicole stellte zunächst das letztjährige Monitoring vor. In zwei unterschiedlichen Phasen wurde das zahlenmäßige Auftreten der KEF untersucht, vor und nach der Reifephase an drei Standorten (Brombeere, Efeu, Pinotin) und während der Reifephase von Mitte Juli bis Ende September an 15 Standorten (zusätzlich Frühburgunder, Roter Elbling und Muscat bleu). Zu diesem Zweck wurden mehr als 200 Köderfallen verwendet. Anfangs gab es überhaupt keine Fänge, was sich erst im Laufe des Frühjahrs änderte. Mit Beginn der Reifephase erfolgte ein steiler Anstieg bei den Fangzahlen. Ein weiterer Peak war im November aufgrund der milden Witterung zu erkennen. Mit Beginn der Frostphase im Januar 2016 gingen die Zahlen sehr deutlich zurück. KEF sind im Winter in der Lage, an grün bleibenden Blättern (Brombeeren und Efeu zum Beispiel) ihren Nahrungsbedarf zu stillen.
Mareike Schultz wies auf den sehr großen Unterschied bei den Fangzahlen am Brombeerstandort und an den roten Trauben hin. Im Bereich der Brombeeren ist die Aktivität um ein vielfaches höher, selbst bei der Sorte Pinotin, die bei der KEF beliebter zu sein scheint als andere rote Sorten.
Bonitiert wurde auch die Eiablage, welche in Abhängigkeit vom Mostgewicht untersucht wurde. Hierzu wurden Traubenteile mit intakten Beeren entnommen und über 10.000 Einzelbeeren untersucht. Erst Anfang September war eine Eiablage bei Weintrauben zu beobachten.
Die IVV-Mitarbeiterin zog folgendes Fazit: Die KEF ist an der ganzen Luxemburger Mosel zu beobachten. An Brombeeren sind allerdings viel mehr KEF zu finden als an Weintrauben. Die Eiablage ist eine wichtige Entscheidungshilfe bei der Frage, ob Pflanzenschutzmaßnahmen gegen die KEF nötig sind oder nicht. Für Empfehlungen sind jedoch noch 2-3 Jahre Monitoring erforderlich.
Daniel Molitor vom Luxembourg Institute of Science and Technology, LIST, widmete sich der KEF-Bekämpfung und unterschied hierbei zwischen direkter und indirekter Bekämpfung.
Die direkte Bekämpfung mit Boomerang erfolgte am 8. September. Für die indirekte Bekämpfung wurde im Vorfeld Kaliwasserglas appliziert, das für eine mechanische Abwehr sorgen soll. Zwei weitere Versuchsgliederwaren die Kontrolle sowie die frühzeitige Entblätterung der Traubenzone. Wegen des niedrigen Befallsdrucks ist die Aussagekraft bei den letztjährigen Maßnahmen gering und es lassen sich keine allgemeingültigen Schlüsse ziehen. Als hochwirksam erwies sich ein Spezialnetz, das allerdings sehr kostenträchtig ist.
Daniel Molitor sagte abschließend, daß die KEF an der Luxemburger Mosel noch kein Problem zu sein scheint und riet von überstürzten Insektizideinsätzen ab. Das Gefährdungspotential werde wohl Jahr für Jahr anders sein. Was die Sortenanfälligkeit angeht, so ist Pinot Noir wegen der dickeren Beerenschale weniger anfällig als Roter Elbling und dieser wiederum weniger als Pinotin. Trauben gelten aber allgemein für eine KEF als „2. Wahl" nach Brombeeren und Kirschen. Ziel der Versuche sei die Gewinnung von Vergleichswerten, so der Forscher vom LIST, der auf den großen Arbeitsaufwand bei dem KEF-Monitoring aufmerksam machte.
Wasserschutz im Weinbau
Im folgenden kam Martin Erhardt vom DLR Rheinpfalz in Neustadt/Weinstraße auf verschiedenste Punkte zur Wasserschutzthematik zu sprechen, wobei die Problematik der Nährstoffverluste durch Auswaschung und Erosion sowie die Pflanzenschutzproblematik die beiden Schwerpunkte bildeten. Der Experte vom DLR Rheinp falz zeigte zunächst den ambitionierten Zeitplan auf, den sich die Europäische Union mit der Wasserrahmenrichtlinie gegeben hat. Demzufolge hätte 2016 der sog. ,2. Bewirtschaftungszyklus' beginnen sollen, demzufolge im jeweiligen Bearbeitungsgebiet schon die Vorgaben aus dem 1. Zyklus erreicht sein müßten. Der Referent merkte an, daß das Grundwasser „ein langes Gedächtnis" hat und deshalb schon von vomeherein eine Verlängerungsmöglichkeit für den 1. Zyklus bis 2021 vorgesehen wurde. Das Endziel, ein guter ökologischer, chemischer und physikalischer Zustand aller Oberflächengewässer und des Grundwassers nach Abschluß des 3. Bewirtschaftungzyklus, wurde von der EU ursprünglich für 2027 anvisiert.
Bezüglich der Landwirtschaft schickte Martin Erhardt folgendes voraus: „Wichtig ist vor allem die gute fachliche Praxis in puncto Pflanzenschutz, Düngung und Bodenpflege, die größenteils schon umgesetzt wird. Wenn man sich daran hält, tut man schon das Allermeiste für den Wasserschutz.”
Der Experte kam dann auf die Nährstoffeinträge zu sprechen. Als potentielle Ursachen für Nitrateinträge ins Grundwasser nannte er eine zu hohe Erhaltungsdüngung (in den 80er und 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts waren noch 100-120 kg N /ha normal), eine zu späte Bodenbearbeitung (erst in der 2. Augusthälfte), verbunden mit einer fehlenden Begrünung im Herbst und Winter, sowie das Ausbringen organischer Dünger ohne genaue Kenntnis der Nährstoffgehalte und der zeitlichen Verfügbarkeit.
Für Phosphoreinträge ins Oberflächenwasser gilt ebenfalls das über die organischen Dünger Gesagte, aber es gelten auch andere Ursachen: P wurde vor 20-30 Jahren noch oft in Form von NPK-Dünger ausgebracht, wo man sich bei der Menge an N orientierte. Phosphor wird zwar im Boden festgelegt, kann jedoch mittels Erosion in Oberflächengewässer gelangen. Viele Böden sind durch ehemals zu hohe Düngergaben mit P überversorgt. Mit regelmäßigen Bodenanalysen in Ertragsanlagen sowie einer einmaligen Analyse vor einer Neupflanzung, wie sie die gute fachliche Praxis vorsieht, bekommt man Aufschluß über die Versorgungslage auf den eigenen Flächen.
Als Hauptursachen für Erosion nannte der Fachmann vom DLR Rheinpfalz in Neustadt eine lückige Begrünung bzw. Bodenabdeckung in Steillagen sowie eine zu feine Bodenkrümelung und eine fehlende Begrünung im Herbst und Winter in Direktzuglagen. Er machte deutlich, daß die Bodenerosion für den Winzer auch ein Verlust von Kapital ist, weil die Natur 100-300 Jahre braucht, um 1 cm Boden neu zu bilden.
Ein weiterer Punkt seiner Ausführungen waren die Einträge von Pflanzenschutzmitteln in Oberflächengewässer. Als wichtige Punkte zur Vermeidung nannte er:
• Reinigung der Spritze nie auf befestigten Flächen;
• Verluste auf dem Transport vermeiden;
• Abstandsauflagen einhalten.
Als eine sinnvolle Maßnahme in puncto bedarfsgerechte Düngung und Vermeidung von N-Verlusten legte Martin Erhardt den Zuhörern eine Excel-Rechenhilfe im Internet (www.ivv.public.lu) nahe, die eine Berechnung des Nährstoffentzugs erlaubt.
Der Referent aus Neustadt sprach im folgenden über die fachgerechte Nund Wasserversorgung der Reben im Kontext mit dem Wasserschutz. Die Stickstoffdüngung sollte früh erledigt werden und in ihrer Höhe die N-Nachlieferung aus dem Boden berücksichtigen. Weil sich die N-Mobilisierung im Boden nie vorhersagen läßt, riet er zu einem flexiblen Vorgehen, das einerseits eine zu starke Mobilisierung durch intensive Bodenbearbeitung verhindert, andererseits eine N-Blattdüngung (nach der Blüte) bei einer zu geringen Versorgung vorsieht. Die Kontrolle der N-Versorgung der Rebe während der Vegetation ist mit einem BlattstielNitrattest möglich, der vom Winzer selbst durchgeführt werden kann. Die Blätter müssen hierfür aus dem oberen Teil der Laubwand stammen. Als Optimum gilt ein Gehalt von 150-200 mg Nitrat pro Liter.
Die Bodenbearbeitung sollte bis maximal Stadium Traubenschluß abgeschlossen sein. Es sollte stets flach und nie zu fein bearbeitet werden. Eine zu späte N-Düngung und Bodenbearbeitung führt nicht nur zu Umweltproblemen, sondern erhöht auch stark die Fäulnisgefahr, letzteres zudem die Erosionsgefahr sowie die Gefahr von Bodenverdichtungen.
Bei Trockenheit riet der Experte zu folgendem Vorgehen:
• Bewässerung nur bei ausgeprägten Trockenstandorten und bei Junganlagen.
• Bei mäßiger Trockenheit wirkt eine Holzhäckselabdeckung, die im Trockenjahr zu einer steigenden Rebenvitalität und erhöhten Erträgen führt. In einem nassen Jahr wirkt diese erosionsmindernd. Auf schweren, kalkreichen Böden droht jedoch Chlorosegefahr, wenn auch die Rebzeile abgedeckt wird.
• Die Begrünung sollte gewalzt und gemulcht werden.
Der Experte kam auch noch auf den Spezialfall Neuanpflanzung zu sprechen. Im Pflanzjahr sei das Nitrat-Auswaschungsrisiko doppelt so hoch wie in den Folgejahren, betonte er. Er zeigte einen Extremfall im Versuch auf, wo der Nitrat-N-Gehalt bis zum Herbst bei offenem Boden auf 500 kg pro ha stieg, während er auf eingesätenFlächen (Phacelia plus Ölrettich bzw. Sommergerste) nur rund die Hälfte betrug. In Neuanlagen riet der Experte zu einfachen Einsaatmischungen, die nicht zu üppig werden.
Als weitere wichtige Maßnahme nannte er die Reduzierung oder gar Einstellung der N-Düngung in den letzten Nutzungsjahren der Altanlage. Ziel sei es hierbei, den Stickstoffschub in der Neupflanzung zu dämpfen (s. Graphik unten).
Auch beim Eintrag von Humus aufhumusarrnenStandortenzur Pflanzung sollte man nicht des Guten zuviel tun. Als krasses Düngungs-Negativbeispiel zeigte er eine Rebanlage mit einer Gabe von geschätzten 180 t Kompost-Frischmasse pro ha. Aus der Analyse ergeben sich folgende Nährstoffwerte: 1.080 kg Nges (davon 270 kg im Pflanzjahr verfügbar) und 450 kg P205. Er verwies auf die Empfehlungen aus der Broschüre ,Kompost im Weinbau', welche im Internet (ivv.public.lu) einzusehen ist.
Schließlich kam Martin Erhardt darauf zu sprechen, daß Wasserschutz und weinbauliche Ziele durchaus im Gleichklang sein können. Durch die aus der Sicht des Wasserschutzes wünschenswerten Einsaaten verbessert sich nicht nur die Bodenfruchtbarkeit und die Bodenschonung, sondern auch die Begeh- und Befahrbarkeit. Mit verbesserter Pflanzenschutztechnik wird nicht nur weniger Wirkstoff in Gewässer eingetragen, sondern es lassen sich auch Mittel einsparen. Und eine streng am Bedarf orientierte Düngung führt nicht nur zu weniger Nährstoffeinträgen ins Oberflächen- und Grundwasser, sondern auch zu verringerten Düngekosten.